Literaturzeitschriften

Literaturzeitschriften
Literaturzeitschriften,
 
literarische Zeitschriften, periodische Publikationen, die eingeteilt werden in 1) literarischen Fachzeitschriften mit philologisch-literaturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Rezensionen literaturwissenschaftlicher Werke; 2) Literaturzeitschriften mit literarischen Originalbeiträgen; 3) ausschließliche Berichts- und Rezensionsorgane literarischer Neuerscheinungen. Den beiden letztgenannten Typen gehören auch die Feuilletons und Literaturbeilagen der großen Tages- und Wochenzeitungen an. Literaturzeitschriften erscheinen meist in niedrigen Auflagen mit weiter Periodizität (monatlich, vierteljährlich, bisweilen als Jahrbücher) oder unregelmäßig. - In Deutschland erscheinen als wissenschaftliche Literaturzeitschriften u. a.: »Sinn und Form« (1949 ff.), »neue deutsche literatur« (1953 ff.), »Akzente« (1954 ff.), »die horen« (1955/56 ff.), »Der Literat« (1958 ff.), »Sprache im technischen Zeitalter« (1961 ff.), »Text + Kritik« (1963 ff.), »Litfass« (1976 ff.), »Park« (1976 ff.), »Schreibheft« (1977 ff.), »Flugasche« (1980 ff.), »Literatte« (1983 ff.). - In Österreich erscheinen u. a. »Eröffnungen« (1961 ff.), »Manuskripte« (1961 ff.), »Blätter für Volksliteratur« (1962 ff.), »Literatur und Kritik« (1966 ff.), »Protokolle« (1966 ff.), »Literaricum« (1974 ff.), »Die Rampe« (1975 ff.), »Salz« (1975/76 ff.), »Wortmühle« (1980 ff.). - In der Schweiz erscheinen u. a. als deutschsprachige Literaturzeitschriften »drehpunkt« (1968 ff.), »Poesie« (1972 ff.), »Orte« (1975 ff.).
 
 
Vorläufer der Literaturzeitschriften in Deutschland waren die poetischen Sammel- und Fortsetzungswerke des 16. und 17. Jahrhunderts, z. B. G. P. Harsdörffers »Fravenzimmer Gesprechspiele« (1642-49). Als erste literarisch-kritische Literaturzeitschriften gelten die »Beyträge zur critischen Historie der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit« (1732/33-1742/44) von J. C. Gottsched. Literaturzeitschriften gewannen rasch an Bedeutung; im 18. Jahrhundert gab es über 300. Für die Abwendung von der Formenstrenge Gottscheds wichtig wurden die »Neuen Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes« (1744-59). Durch G. E. Lessing wurden die Literaturzeitschriften zu Trägern der Literaturkritik. Einflussreich waren als wissenschaftliches Rezensionsorgan die »Göttingischen Gelehrten Anzeigen« (unter diesem Titel 1802 ff.; 242. Jahrgang 1990), C. F. Nicolais »Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste« (1757-65, danach »Neue Bibliothek. ..«, 1806-11 unter dem Titel »Bibliothek der redenden und bildenden Künste«), »Allgemeine Deutsche Bibliothek« (1765-96), ferner das »Deutsche Museum« (1776-88) und, als Rezensionsorgan des Sturm und Drang, einige Jahrgänge (besonders 1772) der »Frankfurter gelehrten Anzeigen« (1772-90). Führende Literaturzeitschriften der Weimarer Klassik waren C. M. Wielands Monatsschrift »Der Teutsche Merkur« (1773-89, 1790-1811 unter dem Titel »Neuer teutscher Merkur«), F. J. Bertuchs »Allgemeine Literaturzeitung« (1785-1849), Schillers »Die Horen« (1795-97) und Goethes »Propyläen« (1798-1800). Entscheidend für die weitere Entwicklung der Literaturzeitschriften wurde das »Athenäum« (1798-1800) von F. und A. W. Schlegel, die programmatische Zeitschrift der romantischen Bewegung. Aus diesen Ansätzen entstanden im 19. Jahrhundert die wissenschaftlichen Literaturzeitschriften: Die erste war die »Zeitschrift für deutsches Alterthum« (1841 ff.; seit 1876 unter dem Titel »Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur«). Von den vielen Almanachen und Taschenbüchern des 19. Jahrhunderts sind die »Blätter für literarische Unterhaltung« (1826-98) zu nennen, ferner das »Literarische Zentralblatt für Deutschland« (1850-1944) und als Organ des poetischen Realismus J. Rodenbergs »Deutsche Rundschau« (1874-1964) und die konservative »Neue Rundschau« (unter diesem Titel 1904 ff.); neben diesen beiden allen literarischen Strömungen offenen Literaturzeitschriften waren die kurzlebigen Programmzeitschriften des Naturalismus bedeutsam (»Kritische Waffengänge« von H. und J. Hart, 1882-84; »Die Gesellschaft« von M. G. Conrad, 1885-1902), die Literaturzeitschriften des Jugendstils wie »Pan« (1895/96-1899/1900) und »Jugend« (1896-1940), »Die Insel« (1899-1902), exklusive, literarisch-künstlerische Blätter wie noch im 20. Jahrhundert »Corona« (gegründet von M. Bodmer u. a., 1930/31-1943/44). Im 20. Jahrhundert stieg die Zahl der Literaturzeitschriften nochmals an; durch eine immer stärkere politisch-weltanschauliche Ausrichtung war bis etwa 1930 die Zahl der rein literarischen Literaturzeitschriften rückläufig. Diese Tendenz zeigte sich etwa seit 1918 in den wichtigsten Literaturzeitschriften des Expressionismus (»Der Sturm« von H. Walden, 1910/11-1932; »Die Aktion«, 1911-32; »Die weißen Blätter«, 1913-20) und besonders in den letzten Jahrgängen der zunächst progressiven Literaturzeitschriften wie den »Süddeutschen Monatsheften« (1904-1935/36), der »Schaubühne« (1905-18; fortgesetzt als »Weltbühne«, 1918-33) und der »Neuen Bücherschau« (1919-29), ebenso in den bürgerlich-konservativen Literaturzeitschriften wie dem weit verbreiteten »Kunstwart« (1887/88-1931/32; bis 1936/37 fortgesetzt als »Deutsche Zeitschrift«) und der »Schönen Literatur« (1902 hervorgegangen aus der Beilage zum »Literarischen Zentralblatt für Deutschland«; 1931-43 unter dem Titel »Die Neue Literatur«). Literarisch neutrale Informationsblätter waren »Das literarische Echo« (1898/99-1922/23, fortgesetzt als »Die Literatur«, 1923/24; seit 1942 bis zur Einstellung 1944 unter dem Titel »Europäische Literatur«) und »Der Neue Mercur« (1914/15-1924/25). Eine unabhängige progressive Literaturzeitschrift blieb bis 1933 die 1925 gegründete »Literarische Welt« (1934-41 unter dem Titel »Das Deutsche Wort«, danach eingestellt).
 
 
F. Schlawe: L. Z., 2 Bde. (21965-73);
 J. K. King: L. Z. 1945-1970 (1974);
 
Verz. dt.-sprachiger L., hg. v. J. Wintjes (1979 ff.; unregelmäßig, bisher 4 Ausgg.);
 
Europ. Poesie-Ztschr.en der Gegenwart, hg. v. L. Jordan (1987);
 A. Huß-Michel: Literar. u. polit. Ztschr.en des Exils. 1933-1945 (1987);
 T. Dietzel u. H.-O. Hügel: Dt. L. Z. 1880-1945, 5 Bde. (1988).

Universal-Lexikon. 2012.

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